Hellas Drachen auf dem Wesermarathon 2014

Am Samstagmorgen (3. Mai) machten sich drei Kleinbusse und der Lahndrachen auf den Weg nach Hannoversch Münden. An Bord befanden sich 21 motivierte Paddler mit dem ehrgeizigen Ziel am Wesermarathon teilzunehmen und die 80 km lange Stecke (Silber) zu bezwingen.

In der Jugendherberge Hann. Münden angekommen, gab es die erste sportliche Betätigung: das Boot wurde abgeladen, bis ans Ufer getragen und dort in zweiter Reihe strategisch günstig für einen raschen Start am Folgetag positioniert. Anschließend hat jeder sein platzsparendes Nachtlager im angemieteten, eng bemessenen Tagungsraum eingerichtet. Der restliche Tag wurde für eine Stadtbesichtigung genutzt, während unsere drei Fahrer – Markus, Andreas und Jan – den Bootsanhänger zum Zielort brachten und nochmals die eingeplanten Zwischenstopps auf der Route auskundschafteten.

Als alle Mannschaftsmitglieder wieder zurück waren, gab es eine letzte Besprechung mit Hinweisen zu Gefahren wie Strömung oder Fähren, zum Anlegemanöver bei starker Strömung, zum richtigen Verhalten beim Kentern, sowie zur körperlichen Selbsteinschätzung. Pünktlich um 18:00 Uhr stand die versammelte und anscheinend hungrige Mannschaft allein vor einem noch verschlossenen Speisesaal zum Abendessen bereit.

Erschreckend vernünftig begann die Nachtruhe für einige bereits gegen 21:00 Uhr. Bei der Anzahl von Personen in einem Raum, brachte die Nacht natürlich nicht für alle den ersehnten Schlaf, denn nicht nur die Tür machte bei jedem „auf-und-zu“ Geräusche.

Um 4:00 Uhr klingelten die Wecker und es hieß aufstehen, Schlafsäcke und Gepäck in die Busse verladen, frühstücken um 5:00 Uhr und gegen 6:00 Uhr raus ans Boot. Es war eine kalte Nacht! Das gesamte Drachenboot war mit einer dünnen Frostschicht überzogen, und das zur umgebenden Luft vergleichsweise warme Wasser der Weser dampfte. Nur einige Boote später konnten wir unser Boot über den doch recht schmalen Steg zu Wasser lassen und ablegen.

Der dichte Nebel am Morgen hielt nicht nur die Sonne lange zurück, er forderte unserem Steuermann Jan auch höchste Konzentration ab. Bei Sichtweiten unter 50 Metern musste Jan nicht nur versuchen dem Flussverlauf zu folgen, er musste sich auch einen sicheren Weg durch die zu überholenden Boote bahnen, die vor unserem Boot aus dem Nebel auftauchten. Dass wir mit dem Drachenboot an diesem Tag zu den schnellsten Booten zählten, kam für alle etwas unerwartet. Auch wenn sich die Überholmanöver oft in Zeitlupe abspielten, so waren diese doch zusätzlich Motivation durchzuhalten und allemal besser, als selbst den ganzen Tag lang überholt zu werden.

Bei Kilometer 28 erreichten wir unseren ersten planmäßigen Stopp in Gieselwerder, wo wir von unserem „Landteam“ Markus und Andreas empfangen wurden. Endlich kamen wir auch in den Genuss der ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Die Pause von etwa 30 Minuten wurde für typisch menschliche Bedürfnisse, darunter auch Essen und aufrechter Gang, sinnvoll genutzt.

Zurück im Boot ging es auf die nächste Etappe nach Bad-Karlshafen (Kilometer 44). Jan sorgte mit einer musikalischen Einlage über die Drachenbootsprechanlage – nein, er hat nicht gesungen ­– für einen guten Start nach der Pause. Zu seiner Funktion als Steuermann kam die eines DJs hinzu, bei der er Musik punktuell als therapeutisches Instrument einsetzte. Das Paddeln im Rhythmus zur Musik ließ nicht nur Schmerzen vergessen, es half ebenso verborgene Kräfte zu mobilisieren. Anderen Teilnehmern verhalfen wir so auch zur Ablenkung, aber auch weil wir mit unserem Drachenboot zu einer eher seltenen Bootsspezies an diesem Tag auf der Weser gehörten. Lediglich ein weiteres Drachenboot ist uns begegnet, und so waren wir ein beliebtes Motiv für Fotografen an Land und in anderen Booten. Ebenfalls beliebt war unsere Welle, auf der sich einige Paddler ein Stück haben mitziehen lassen. Eine solche Unterstützung hätten sich unsere beiden Schlagfrauen Uli und Lena sicher auch manchmal gewünscht, nämlich dann, als wir auf einigen Flussabschnitten mit Gegenwind zu kämpfen hatten.

Nach Bad-Karlshafen passierten wir das Bronze-Ziel Beverungen bei Kilometer 53. Der Bootsverkehr nahm merklich ab, und wir erreichten unseren letzten Haltepunkt in Wehrden bei Kilometer 60. Spätestens jetzt merkte jeder, worauf er sich eingelassen hat. Vor allem die letzten Kilometer kurz vor dem Ziel empfanden viele für anstrengend, denn wenn der Körper sich gedanklich bereits im Ziel wähnt, wird das Paddeln nicht leichter.

Ja, wir haben es geschafft! In Holzminden (Silber) angekommen ist Kim aus dem Boot gehüpft und hat unsere Prämien (Packsack, Boots- und Paddelaufkleber) eingesackt. Ein Stück flussabwärts haben wir nach einem letzten, eleganten Anlegemanöver am Steg des „Ruder-Club Holzminden“ das Drachenboot aus der Weser geholt und verladen.

Die Freude war bei allen groß. Jeder kann stolz auf seine Einzelleistung sein, und wir alle gemeinsam – Paddler, Steuermann, Fahrer, Organisatoren – auf unsere Teamleistung!