Großauheim 2015

Regen spült Hellas-Ruderer nach vorne

Um sechs Uhr früh am Morgen des 19. Septembers 2015 fanden sich Simon und Paula Baar sowie Laura Hüttseifer und Tabea Pralle auf der Hellas ein, wo sie von ihrer Trainerin Gerlinde Lassika bereits erwartet wurden. Tabea rudert zwar selbst nicht aktiv, erklärte sich aber dennoch bereit, zur seelischen und moralischen Unterstützung mitzukommen.

Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, als sich die Regattateilnehmer im „Hellas“-Bus auf den Weg nach Großauheim am Main machten, einem Stadtteil Hanaus. Aufgrund der frühen Uhrzeit und des trockenen Wetters kamen sie gut voran, verbrachten aber dennoch einige Zeit mit der Parkplatzsuche vor Ort. Keine zehn Minuten nach Ankunft, in denen sich die jungen Sportler nach einem geeigneten Platz für die Boote umsahen, öffnete sich die Wolkendecke und es schüttete wie aus Kübeln.

Das hielt die Ruderer aber nicht im Geringsten davon ab, erst einen Blick auf die Tafel mit den Startzeiten zu werfen und dann die für die ersten beiden Rennen benötigten Boote mit Unterstützung seitens Tabea aufzuriggern. Sobald die beiden Einer, die Dünsberg und die Königsberg, einsatzbereit und die Startnummern abgeholt waren, setzten sich alle in den Bus, von dem aus man einen guten Blick auf den Main hatte.

Mit dem näherrückenden Beginn des Rennens Nummer fünf, bei dem Laura als Erste am heutigen Tage für die Hellas startete, stieg auch die Aufregung und die konzentrierte Atmosphäre, bis Simon schließlich alle eine halbe Stunde vor Beginn des Rennens um 8:57 Uhr zum Aufwärmen hinaus in den strömenden Regen scheuchte. Natürlich machte auch er selbst motiviert mit, denn sein Rennen war für 9:06 Uhr angesetzt, nur zwei Rennen nach Laura.

Rennen 5 begann pünktlich und zu Beginn waren Laura mit der Startnummer 6 in der Königsberg und Katja Burau vom RC Nassovia Höchst noch gleichauf, doch dann konnte sich die Rudern mit der Startnummer 7 einen deutlichen Vorsprung erarbeiten und gewann schließlich mit einer Zeit von 2:10,21 Minuten zu 2:28,31 Minuten.

Simon, dessen Rennen Nummer 7 nicht lange danach begann, nämlich um 09:06 Uhr, wartete gelassen auf seinen Start in der zweiten Abteilung und machte ein gutes Rennen in der Dünsberg mit der Startnummer 5, doch am Ende reichte es nicht ganz für eine Erstplatzierung. Diese erreichte sein Gegner mit der Startnummer 7, Quamil Dragusha vom Hanauer RC Hassia nach einer Zeit von 1:53,49 Minuten. Als Zweiter erreichte Simon nach 1:57,03 Minuten das Ziel, ein deutlicher Vorsprung auf Johannes Wrede mit der Startnummer sechs, der für den Gastgeber RC Möve Großauheim ins Rennen ging und die 500 Meter in einer Zeit von 2:03,86 Minuten überwand.

Nachdem die beiden Ruderer des WSVH sich in die Warteschlange vor dem Steg eingereiht und schließlich angelegt und die Boote zurück zu den Böcken gebracht hatten, machten sie sich auf den Weg zum trockenen Auto, denn aufgehört zu regnen hatte es immer noch nicht. Ein bisschen enttäuscht waren beide schon, vor allem Simon, doch nun hatten sie fünf Stunden Zeit, um sich auf das nächste Rennen um 15:16 Uhr vorzubereiten.

Diese doch sehr lange Zeitspanne wurde munter überbrückt mit Hausaufgaben, Geplauder, Gelächter und Ausruhen sowie dem Aufriggern der beiden Doppelzweier „Icebreaker“ und „Stiftung Sparkasse“. Zwischendurch konnten die Jugendlichen sogar einen kleinen Spaziergang ins eigentliche Großauheim unternehmen, da die grauen Regenwolken zwar immer noch bedrohlich über dem Main hingen, es jedoch nicht mehr schüttete.

Pünktlich eine halbe Stunde vor dem Rennen Nummer 46 gingen Simon und Laura mit dem blauen „Icebreaker“ aufs Wasser, um in Ruhe noch einmal den Start zu üben, sobald die Startnummer 7 angebracht worden war. Natürlich regnete es auch prompt wieder, was der Motivation und dem Ehrgeiz der beiden jedoch keinen Abbruch tat. Während Laura immer nervöser wurde, je näher der Start rückte, stellte Simon, der auf Schlagposition saß, eine Art ruhigen Gegenpol dar und ließ sich nicht verrückt machen.

Nach dem Startkommando für die dritte Abteilung des Mixed-Doppelzweier-Rennens der Leistungsklasse eins lieferten sich Mara Barthelmes und Florian Borgstedt mit der Startnummer eins vom Frankfurter RC Fechenheim sowie Laura und Simon von Anfang an ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen, ebenso wie Elisa Kretschmer und Lukas Schmidt vom WSV Offenbach am Main-Bürgel und Annika Pörner und Joe Quentin Bürgstein mit der Startnummer 8 von der Hanauer RG.

Das ganze Rennen über waren die Frankfurter Ruderer und die des WSV Hellas Gießen nahezu gleichauf, keiner konnte den anderen überholen oder gar einen eindeutigen Vorsprung gewinnen. Die Frankfurter kamen gegen Ende sogar so weit auf die zweite Startbahn herüber, dass die vier Skulls sich fast ineinander verheddert hätten. Angefeuert von Paula und Tabea legten Simon und Laura einen schnellen Endspurt ein, bei dem sie noch einmal alles gaben, doch am Ende gelang ihnen das Überholen nicht ganz. Mit einer halben Sekunde Abstand und einer Zeit von 1:49,57 Minuten mussten sie die Medaille ihren Gegnern mit der Startnummer eins überlassen, die 1:48,15 Minuten gebraucht hatten.

Mit einem Abstand von sechs Sekunden erreichten auch die beiden Offenbacher mit der Startnummer neun nach 1:56,00 Minuten das Ziel und somit den dritten Platz, ein knapper Vorprung vor den Vertretern der Hanauer RG mit einer Zeit von 1:57,28 Minuten.

Sowohl Laura als auch Simon freuten sich über das gelungene Rennen, waren sich jedoch einig, am morgigen Tag den Sieg mit nach Hause nehmen zu wollen, was Simon ausdrückte, indem er übermütig mit den Worten „Da ist der Siegersteg, nur damit du morgen weißt, wo wir anlegen müssen“ auf eben diesen Steg verwies. Auch Trainerin Gerlinde war zufrieden mit ihren Schützlingen, allerdings ebenso gespannt auf das letzte Rennen an diesem Tag, dem Juniorinnen A – Doppelzweier mit Paula und Laura.

Dieses war mit der Nummer 61 ausgeschrieben und begann um 17:34 Uhr. Auch die beiden Mädchen hatten zuvor noch den Start geübt und sahen ihrem Rennen nun relativ gelassen entgegen. Zudem befanden sich nun kaum noch Boote auf dem Wasser, da sich der Regattatag seinem Ende neigte, sodass die durch die vielen aufgeregten Ruderer und Ruderinnen entstehende Spannung ein wenig nachließ.

Mit dem Vorsatz, ein gutes Rennen zu machen und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, begaben sie sich schließlich mit ihrem Boot, der gelben „Stiftung Sparkasse“ mit der Startnummer 8 an den Start, sobald die dritte Abteilung ausgerufen worden war.

Zuerst konnten sich Paula und Laura einen kleinen Vorsprung errudern, mussten die Führung aber bald an ihre Gegner mit der Startnummer 7, Lena Fritz und Anna-Lisa Thom vom Limburger Club für Wassersport 1895/1907 e.V., abgeben. Trotz eines Endspurts mit letzter Kraft konnten sie nicht mehr aufschließen und belegten mit einer Zeit von 2:08.77 Minuten den zweiten Platz nach den Limburger Ruderinnen, die die Strecke in 1:57,77 Minuten zurücklegten.

Da nun auch an den Stegen nur noch wenig Betrieb herrschte, dauerte das Anlegen nicht lange und nachdem alle vier Boote der Hellas mittels je zwei Gurten festgemacht worden waren, machte sich der erschöpfte Trupp auf den Heimweg nach Gießen.

Auch die ersten beiden Rennen des Sonntags, der sich wettermäßig zwar auch nicht von seiner besten Seite zeigte, aber immerhin keinen Regen versprach, lagen ebenfalls verhältnismäßig früh: Rennen 105 von Laura um 8:40 Uhr und Rennen 107 von Simon um 8:46 Uhr. Daher fanden sich die Ruderer, diesmal ohne Tabea, die aus Zeitgründen nicht mitkommen konnte, fast genauso früh wie am vorherigen Tag ein, mussten diesmal jedoch keine Boote mehr aufriggern.

Wie immer wärmten sie sich zuerst in Form von einer mehr oder weniger freiwilligen Runde Morgensport auf, bevor zuerst Laura und dann Simon mit ihren Booten aufs Wasser gingen.

Diesmal startete Laura in der zweiten Abteilung des Rennens 105, die Gegnerin allerdings war die Gleiche: Katja Burau vom RC Nassovia Höchst mit der Startnummer 3. Laura selbst hatte die Startnummer vier. Nach dem Startschuss lag ihre Gegnerin erneut vorne und obwohl Laura alles gab, um das Rennen zu gewinnen, gewann die Ruderin aus Höchst mit 2:08,34 Minuten. Laura selbst erreichte mit einer Zeit von 2:21,29 Minuten den zweiten Platz.

Anschließend reihte sie sich in die wieder einmal sehr lange Warteschlange am Anlegesteg ein und feuerte von dort aus Simon an, während Gerlinde und Paula dies von einem geeigneteren Platz aus taten. Dieser startete in der Dünsberg in der dritten Abteilung seines Rennens mit der Startnummer 8 und lieferte sich ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinen Gegnern Quamil Dragusha von der Hanauer RC Hassia mit der Startnummer 9 sowie dem Ruderer mit der Startnummer 7, Phillip Alexander Maibaum von der Hanauer RG. Letztlich erarbeitete sich Quamil Dragusha einen minimalen Vorsprung von ca. einer Sekunde und wurde somit mit einer Zeit von 1:48,60 Minuten Erster. Den zweiten Platz erreichte Simon mit einer Zeit von 1:50,91 Minuten und als Letzter durchs Ziel kam Phillip Maibaum, der für die Distanz von 500 Metern eine Zeit von 1:51,38 Minuten benötigte.

Nachdem beide Hellas-Ruderer angelegt hatten, hatten nun alle erneut fünf Stunden Zeit bis zum nächsten Rennen. Diese Zeit nutzten sie unter anderem dazu, die beiden Einer Dünsberg und Königsberg abzuriggern, die übrigen Hausaufgaben unter einem mitgebrachten Pavillon zu erledigen, der erst aufgebaut werden musste, dann aber sowohl Schutz vor dem Wind als auch vor den Schwänen bot sowie zum Stärken und Ausruhen.

Um zehn nach zwei war es wieder so weit: Simon und Laura begaben sich mit dem Icebreaker zum Steg, um rechtzeitig am Start zu sein und wie immer vorher die Starts zu üben. Glücklicherweise begann es nicht wieder sofort zu regnen, sobald die beiden auf dem Wasser waren.

Ohne Verzögerungen begann Rennen 146 um 14:39 Uhr und endlich wurde auch das Startkommando für die zweite Abteilung mit Laura und Simon sowie den selben Konkurrenten wie am Vortag gegeben, nachdem Laura vor Aufregung immer nervöser wurde.

Der Start gelang den beiden im einzigen blauen Boot weit und breit gut, sodass sie von Anfang an in Führung lagen. Diese konnte sie auch halten, obwohl Mara Barthelmes und Florian Borgstedt vom Frankfurter RC Fechenheim mit der Startnummer 2 kontinuierlich aufholten. Währenddessen lagen die Boote mit den Startnummern 7 und 9 beinahe gleichauf, bis es Elisa Kretschmer und Lukas Schmidt vom WSV Offenbach am Main-Bürgel schließlich gelang, Annika Pörner und Joe Quentin Bürgstein von der Hanauer RG zu überholen.

Derweil legten Simon und Laura einen Endspurt hin, der ihnen nahezu alles an Kraft abverlangte, was sie noch besaßen, um ihren Vorsprung und somit den ersten Platz zu sichern. Dies gelang ihnen auch: Mit einer Zeit von 1:46,41 Minuten gelangten sie mit vier Sekunden Vorsprung vor den Frankfurter Ruderern, die 1:50,88 Minuten benötigten, ins Ziel. Den dritten Platz belegten die Offenbacher mit der Startnummer 9 mit einer Zeit von 1:53,67 Minuten und Vierter wurde das Team aus Hanau mit 1:54,21 Minuten.

Nun konnten Simon und Laura am Siegersteg anlegen, für Laura das erste Mal, wo sie beglückwünscht wurden und sowohl ihre Medaillen als auch einen Riggerschlüssel überreicht bekamen.

Dann mussten sie sich jedoch ziemlich beeilen, da Paula schon am Anlegesteg wartete: Das Doppelzweierrennen von Paula und Laura würde in einer halben Stunde beginnen.

„Ich hab schon gedacht, die holen euch noch ein“, empfing sie die stolze und zufriedene Gerlinde, während Simon und Laura schon damit beschäftigt waren, den „Icebreaker“ aus dem Wasser zu holen und gegen die „Stiftung Sparkasse“ zu tauschen, während Paula sich um die Skulls kümmerte.

Schließlich saßen aber sowohl Paula als auch Laura im richtigen Boot und hatten auch noch genügend Zeit, um in aller Ruhe zum Start zu rudern. Dort übten sie abeRmals ihren Start, bevor sie sich in die Reihe der anderen Wartenden einfädelten, die diesmal deutlich länger war als gestern, da auch das Rennen früher stattfand.

Pünktlich wurde das Startkommando für die zweite Abteilung des Rennens 161 um 15:31 Uhr gegeben, nachdem der Schiedsrichter für Verwirrung gesorgt hatte, indem er mehrmals die Hellas Offenbach statt der Hellas Gießen aufgerufen hatte.

Zuerst führten Paula und Laura durch einen gelungenen Start mit einem kleinen Abstand auf ihre Konkurrenten mit der Startnummer 5, Johanna Lea Umbach und Svenja Schuder vom Frauen-RV Freiweg Frankfurt. Dann gelang es diesen, an den beiden mit der Startnummer 6 vorbeizuziehen und den Vorsprung bis zum Ziel zu halten, sodass sie mit einer Zeit von 1:59,19 Minuten den ersten Platz belegten. Zweite wurden Paula und Laura mit einer Zeit von 2:09,68 Minuten, die zwar ein wenig enttäuscht über den erneut nicht gehaltenen Vorsprung waren, jedoch ganz zufrieden mit sich sein konnten.

Sobald sie angelegt und das Boot zu den Böcken geholt hatten, begaben sich alle drei Ruderer der Hellas ans Abriggern der beiden Doppelzweier sowie das Verladen ihrer vier Boote.

Nachdem noch einmal nachgeprüft worden war, ob auch alle anderen Dinge wieder da waren, wo sie hingehörten, warteten sie noch auf zwei Ruderer der GRG, die mit ihnen zurückfuhren, und ließen dann nach einem langen Regattawochenende Großauheim hinter sich.